Georg Friedrich Händel
Il trionfo del Tempo e del Disinganno HWV 46a (1707)
Oratorium in zwei Teilen für Soli und Orchester. Libretto von Benedetto Cardinal Pamphilj
Einrichtung: Jan Freiheit
Georg Friedrich Händel war 22 Jahre alt, als er 1707 in Rom sein erstes Oratorium komponierte: »Il trionfo del Tempo e del Disinganno«. Ein weltliches Oratorium, keine Oper wohlgemerkt. Opernaufführungen waren Anfang des 18. Jahrhunderts in Rom durch päpstliches Dekret verboten. Ursache war ein verheerendes Erdbeben, das große Gebiete Mittelitaliens heimsuchte. Daraufhin verlängerte Papst Clemens IX. sein Opernverbot, das zunächst für das Heilige Jahr 1700 gegolten hatte, und verordnete Demut und Abstinenz von der als lasterhaft betrachteten Kunst der Oper. Einer seiner Kardinäle, Benedetto Pamphilj, ein klerikaler Opernfan, war gar nicht begeistert von der päpstlichen Verordnung und nicht gewillt, jahrelang auf sinnliche Musik und Sangesfreuden zu verzichten. Also beauftragte er den jungen Komponisten aus Sachsen mit einem Oratorium, das sich nach außen sehr tugendhaft gab. Der Kardinal schrieb selbst den Text dafür und reflektierte darin in allegorischer Form die Vergänglichkeit alles Irdischen: Schönheit und Vergnügen auf der einen, Zeit und Ernüchterung auf der anderen Seite streiten auf sehr unterhaltsame Weise miteinander. Händel hat das mit Innigkeit und Leidenschaft musikalisch verpackt und abwechslungsreich gestaltet. Dem Komponisten selbst gefiel das Werk so gut, dass er einige der schönsten Arien später in seinen Opern übernahm. Zum Beispiel die berühmte Arie »Lascia ch’io pianga« aus der Oper »Rinaldo« stammt aus diesem frühen Oratorium. Händel begeisterte bereits damals in Rom mit seinen halsbrecherischen Koloraturen und bewegte die Gemüter allen päpstlichen Verboten zum Trotz mit sinnenfroher Musik. Nicht nur Kardinal Benedetto Pamphilj dürfte voll auf seine Kosten gekommen sein, auch für das Publikum von heute ist das ein Ohrenschmaus.
Ausführende:
Ray Chenez Sopran (Il Piacere)
Philipp Mathmann Sopran (La Bellezza)
Rodrigo Sosa Dal Pozzo Alt (Il Disinganno)
Thomas Walker Tenor (Il Tempo)
Concerto Köln
Gianluca Capuano Dirigent
Folkert Uhde Konzept, Bühne, Video, Regie
Ilka Seifert Dramaturgie, Regie
Jörg Bittner Licht